....über 400 Jahre musikalische Tradition

Die Wurzeln der Stadtkapelle Spalt lassen sich in unserer Heimatstadt bis in das 16. Jahrhundert zurückverfolgen. Als der Minnegesang auf den Ritterburgen verklang und der Meistergesang sich in Singschulen zurückzog, waren umherziehende Spielleute die einzigen Träger der Musik. Als sie nach und nach sesshaft wurden, begründeten sie als Feld- und Stadtpfeifer, Türmer und später Kapellmeister eine Tradition, ohne die sich unsere heutige Volksmusik nicht hätte entwickeln können. In der Genealogie der Bewohner des Oberen Torturmes in Spalt ist nachzulesen, dass von 1616 bis 1939 der Stadtturm von Türmern bewohnt wurde. Diese waren in der Regel zugleich auch Musiker. Die Türmer hatten die Aufgabe, über die Stadt zu wachen und mit Hilfe von Trompetensignalen die Bevölkerung auf drohende Gefahren wie ausbrechendes Feuer oder heranziehende Gewitter aufmerksam zu machen. Deswegen wurde der Stadtturm im Volksmund auch „Donners-Turm“ genannt. Wenn die Türmer keinen weiteren Beruf hatten, waren sie auf die Musik als zusätzliche Einnahmequelle angewiesen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit versammelten sich um diese Türmer weitere Musiker. Aus diesen Gemeinschaften bildeten sich Kapellen, die bei gesellschaftlichen, privaten und kirchlichen Anlässen in Spalt und Umgebung musizierten. Das erste Geschoss des Oberen Torturmes diente dabei als Übungsraum für die Kapellen sowie als Unterrichtsraum für den musikalischen Nachwuchs.

Stellvertretend für alle „Spalter Stadttürmer und Musiker“ seien hier genannt: Bartholomäus Hausmann (Türmer und Pfeifer 1620-1627), Sepp Vitus (Türmer und Geiger 1654-1673), Johann Bauer (Türmer und Pfeifer 1674-1714), Johann Philipp Bauer (Stadtgeiger und Stadttürmer 1715-1726), Georg Haunreiter (Musiker und Stadttürmer 1760-1794), Adam Hartmann (Stadtmusikmeister und Stadttürmer 1873–1912), Friedrich Gmehling (Stadtmusikmeister, Kirchenorganist und Stadttürmer 1912–1918) und August Leykauf (Stadtmusikobermeister und Stadttürmer 1918–1939).

Sie alle haben die musikalische Tradition in den vergangenen Jahrhunderten in Spalt gepflegt und aufrechterhalten. Für die Bewohner des Oberen Torturmes war der tägliche Einkauf wegen der vielen zu überwindenden Stockwerke und steilen Treppen sehr mühevoll. Somit war mitunter Einfallsreichtum gefragt. So wird vom Stadtmusikmeister Adam Hartmann erzählt, dass er einen abgerichteten Hund hatte, der am frühen Morgen schon mittels eines kleinen Korbes beim Bäcker das Frühstücksbrot holte und diesen die Treppen bis ganz nach oben trug. Auch Musikmeister Leykauf, berühmt geworden durch seinen oft auch in Sängerkreisen intonierten „Leykauf-Marsch“, bediente sich ebenfalls eines Korbes. In diesen legte er seinen „Bestellzettel“ und seilte den Korb - ohne mühevolles Treppensteigen - ab. Unten angekommen, konnte seine Frau, die sehr viel in der Stadt verweilte, die Besorgungen (z.B. ausgegangener Schnupftabak) schnell erledigen. Seine Aufgabe war es dann lediglich, den Korb wieder hochzuziehen.

 

Um die Jahrhundertwende bis weit nach dem 1. Weltkrieg bestand in Spalt eine Musikkapelle, die unter der Leitung von Andreas Hartmann (Sohn von Adam Hartmann) Musikdienste in Spalt und im Umland erledigte. Dieser „Donner-Andres“ war als ausgezeichneter Trompeter weithin bekannt.

Die Gründung der ersten Stadtkapelle im 20. Jahrhundert erfolgte nach Beendigung des 1. Weltkrieges, als der Musiker August Leykauf 1918 aus Gunzenhausen nach Spalt kam und als Stadtmusikobermeister und Stadttürmer angestellt wurde.

Dabei fielen verschiedenste Aufgaben in seinen Tätigkeitsbereich: Dienstmusik für die Stadt, musikalischer Kirchendienst, Ausbildung von Nachwuchsmusikern und als Stadttürmer selbstverständlich die Überwachung der Stadt und Alarmierung mittels seiner Trompete.

August Leykauf war ein exzellenter Musiker (Flügelhornist und Geiger), der viel selbst komponierte und vor allem die Gabe besaß, für kleine Besetzungen Musikstücke zu arrangieren. Als städtischer Musikmeister wurde er von der Stadt Spalt bezahlt, als Stadttürmer jedoch von der Kirchenverwaltung.

Auch um den Nachwuchs bemühte sich Leykauf intensiv. Viele Musiker, die nach 1945 den Stamm der Stadtkapelle bildeten, erhielten bei ihm ihre musikalische Ausbildung.

 

In den 20er und 30er Jahren rekrutierten sich die Musiker der Stadtkapelle zum Teil aus Finanzbeamten und ehemaligen Militärmusikern, die nach Ende ihrer Dienstzeit in den Staatsdienst übernommen wurden und beim Finanzamt Spalt beschäftigt waren.

Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht in Deutschland übernahmen, zog der SA-Sturm der Stadt Spalt mit der in SA-Uniformen eingekleideten Stadtkapelle durch die Spalter Straßen. Von der Hitlerjugend wurde 1936 ein Spielmannszug aufgestellt.

 

Der Beginn des 2. Weltkrieges beendete die Tätigkeit des Stadtkapellmeisters August Leykauf, er verstarb 1939. Sein umfangreicher musikalischer Nachlass konnte über die Kriegswirren gerettet werden und stand 1945 seinem Nachfolger zur Verfügung.

Nach Beendigung des 2. Weltkrieges kehrte der Militärmusiker Emmeran Ott (Stadtkapellmeister 1945-1971) in seine Vaterstadt Spalt zurück. Er wurde vom damaligen Bürgermeister Schwarz bei der Sparkasse Spalt unter der Auflage angestellt, den Neuaufbau der Stadtkapelle sowie deren Leitung zu übernehmen.

Gegen Ende des Jahres 1945 lud Bürgermeister Schwarz alle in Spalt ansässigen Musiker zu einer Besprechung ein. Anwesend waren: Emmeran Ott, Josef Dick sen., Heinrich Vorstoffel, Heinrich Weiß, Hans Beyer, Konrad Dorfner, Erwin Salomon und die als Flüchtlinge nach Spalt gekommenen Josef Zebisch und Ernst Felgenhauer. Alle Musiker erklärten sich bereit, in der neu ins Leben gerufenen Stadtkapelle mitzuwirken und dabei Dienste für die Stadt ohne finanzielle Vergütung auszuführen.

In chronologischer Reihenfolge des Jahresablaufes waren dies:

Mitwirkung am Stephansritt von Spalt nach Wasserzell, Faschingszug, Bittgänge nach Wasserzell, Großweingarten und Hagsbronn, Bittprozession am Pfingstmontag, Fronleichnamsprozession, Dankprozession am Johannistag, Einholung des Kirchweihbaumes, Totenehrung am Volkstrauertag sowie das Turmblasen am Heiligen Abend.

Zusätzlich zu diesen städtischen Dienstaufgaben wurde noch die Unterstützung des Kirchenchores durch Abstellung geeigneter Musiker für festliche Messen mit Orchesterbegleitung, die Mitwirkung bei der Auferstehungsfeier am Karsamstag und die Mitwirkung im Rahmen des Liederkranzorchesters vereinbart.

Auch für die freiwillige Feuerwehr leistete die Stadtkapelle Musikdienst in Feuerwehruniformen. Erwin Salomon und Hans Beyer zogen damals vor jeder Feuerwehrübung durch die zugeteilten Straßen, um mit der Trompete zur Übung einzuladen. Auch bei den Übungen wurden die Befehle wie "Wasser marsch" oder "Wasser halt" durch die Trompeter geblasen.

 

Diese getroffene Vereinbarung schuf die Grundlage für ein erfolgreiches Musizieren der Stadtkapelle in Spalt. Bei größeren Veranstaltungen wurden aus den Nachbargemeinden Georgensgmünd und Windsbach entsprechende Aushilfsmusiker hinzugezogen.

Probleme bereitete dieser (zweiten) Stadtkapelle das Heranziehen von Nachwuchsmusikern, um die Abgänge der älteren Musiker auszugleichen. Ebenso schwierig gestaltete sich die Tatsache, dass sich alle Musiker ihre Instrumente selbst beschaffen und ihre Musikausbildung selbst finanzieren mussten. Eine Unterstützung durch die Stadt fand ja nicht statt. lm Laufe der Jahre konnten einige Nachwuchsmusiker wie z. B. Josef Dick, Heinrich Kern, Walter Hausmann, Emmeran Nüßlein, Josef Nüßlein und Anton Beck gewonnen werden.

Von 1955 bis 1971 bestand in Spalt noch eine weitere Kapelle unter der Leitung von Fritz Pfeiffer, der aus dem Böhmerwald als Vertriebener nach Spalt kam.

Die seit 1945 bestehenden geordneten Verhältnisse wurden Mitte der 60er-Jahre empfindlich gestört. Der insgesamt geringe Zugang an Nachwuchsmusikern und andere missliche Umstände führten dazu, dass die Musikausübung der Stadtkapelle allmählich zum Erliegen kam. Mit dem Tod von Emmeran Ott fand eine weitere Periode der Stadtkapelle Spalt ihr Ende.

Die Stadt Spalt hatte nun keine eigene „Spalter Marschmusik“ mehr, obwohl einige gute Tanzkapellen in Spalt vorhanden waren. Zu allen weltlichen und kirchlichen Festen mussten Kapellen von auswärts engagiert werden. Das war nicht immer einfach.

Den Entschluss, dass in Spalt wieder eine eigene "Marschmusikkapelle" vorhanden sein muss, fasste der damalige Erste Bürgermeister Anton Forster anlässlich des 10. Rangau-Tages in Spalt im Juni 1970. Damals weilte auch Ministerpräsident Alfons Goppel in unserer Stadt. Beim Festzug wirkten rund 15 auswärtige Kapellen mit. Zunächst war die Frage zu klären, wer dafür als musikalischer Leiter geeignet wäre. Ein Zufall führte Bürgermeister Anton Forster beim Herbst- Volksfest 1970 in Nürnberg mit dem Musikmeister Franz Höfling aus Abenberg zusammen. Als diese Frage geklärt war, unterbreitete Forster dem Stadtrat sein Vorhaben. Es wurde einstimmig gebilligt. Die Sparkasse Spalt stellte spontan eine Starthilfe zur Verfügung. Damit konnte die erste Grundausstattung aus Flöten, Trommeln, S-Fanfaren angeschafft werden.

Zum Jahreswechsel 1970/1971 wurde seitens der Stadt eine große Werbeaktion gestartet.

Am 14.02.1971 trafen sich daraufhin ca. 100 Kinder mit ihren Eltern in der Stadthalle, um Trommeln, Pfeifen und Fanfaren zum ersten Mal auszuprobieren. Der Andrang war so groß, dass sich anfangs zwei Kinder ein Instrument teilen mussten.

 

 

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